Folge 11 – Schiedsrichterpersönlichkeiten
Stets um sportliche Gerechtigkeit bemüht – Schiedsrichterpersönlichkeiten im TSV
(uc). „Schwarzkittel“ oder „Pfeifenkopp“ sind noch die harmlosesten Beschimpfungen, die Handball-Schiedsrichter von der Tribüne aus ertragen müssen. Auf dem Feld sind sie dennoch stets um sportliche Gerechtigkeit bemüht. Ihre in einer Zehntelsekunde gefällten Entscheidungen stoßen aber selten auf die ultimative Gegenliebe. Zuweilen hängt vom Urteil der Unparteiischen die Trainingsarbeit einer ganzen Saison ab. Deswegen kann die Leistung der „Männer in Schwarz“ eigentlich nicht genug gewürdigt werden.
Auch der TSV Butzbach hat starke Schiedsrichterpersönlichkeiten hervorgebracht. Als Urvater an der Trillerpfeife gilt Werner Lill. Über ihn ist schon viel berichtet worden. Kein Wunder, denn er ist ein echtes Butzbacher Unikat. An der 100jährigen Geschichte der Handball-Abteilung schreibt er bereits seit 63 Jahren aktiv mit und dass im wahrsten Wortsinn. Denn neben seinen vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten war er auch als Sportberichterstatter für zahlreiche Zeitungen und digitale Medien im Einsatz. Der heute über 80jährige Veteran kam über Hochelheim 1958 nach Butzbach. Mit 21 Jahren leitete er sein erstes Spiel in der Verbandsliga, ein Jahr später war Premiere in der Südwest-Oberliga. Die erste Berufung des DHB erreichte ihn 1964 zum Spiel Anspach gegen BSV 92 Berlin. Zwischen 1965 und 1970 lotste er in der ganzen Republik Spiele der Damen- und Herren-Bundesliga in geordneten Bahnen. „Es war eine tolle Sache, da sind viele schöne Erinnerungen haften geblieben“, sagte der in Chodau/Tschechien geborene Lill an einem seiner vielen runden Geburtstage und erinnerte sich dabei auch an die Zeit mit seinem Gespann-Partner Klaus-Dieter Fey, mit dem er 1967 die Partie VFL Gummersbach gegen TuS Dortmund-Wellinghofen pfiff. „Da mussten wir Nationalspieler Klaus Brand vom Platz stellen“, erinnert sich Lill noch an die Rote Karte gegen den Bruder von Heiner Brand. Von 1970 – 1988 bildete Lill mit Erwin Gürtler ein sehr erfolgreiches Gespann. Zusammen leiteten sie zahlreiche höherklassige Spiele bis in die Regionalliga. Von 1968 – 1988 war Erwin Gürtler 20 Jahre lang zudem Schiedsrichterlehrwart im Kreis Friedberg, ehe er krankheitsbedingt ausschied.
Werner Lill war für den TSV Butzbach auch als Handball-Abteilungsleiter und stellvertretender Vorsitzender des Hauptvereins aktiv. Ob als Vorsitzender des Handballkreises Wetterau, Jugendwart und Schiedsrichterwart oder als Rechtswart und Pressewart im Bezirk Gießen/Marburg oder in weiteren Ämtern im HHV, Werner Lill verstand und versteht vom Metier Handball eine ganze Menge und gilt noch heute als ausgewiesener Fachmann, zumal er auch als Sekretär und Zeitnehmer zig Mal in der Bundesliga Regie führte. Beim Verbandstag 1998 wurde er zum Pressewart des Südwestdeutschen Handballverbandes gewählt. Seit her gingen sämtliche Ergebnismeldungen über seinen Schreibtisch, zuletzt noch mit dem SIS-Handball-System in digitaler Form. Unter dem Strich ist der ehemalige Bahnpolizeibeamte einer der letzten „Dinos im TSV Butzbach“, der mit einem immensen Erfahrungsschatz ausgestattet ist.
In den 1980er und 1990er Jahren stellte sich Tobias Weyrauch in den Dienst der Handball-Abteilung des TSV Butzbach. Er war Jugendwart beim TSV und auch langjähriger Schiedsrichter bis auf Ebene des SWHV zusammen mit seinem Partner Dieter Berti. Später bekleidete Weyrauch das Amt des Spielwartes und Schiedsrichterwartes im Handballbezirk Giessen, dessen Vorsitzender er dann auch wurde. Bei der Handball-Weltmeisterschaft der Männer 2019 fungierte er in der Lanxess-Arena in Köln als Sekretär. Inzwischen gehört der schon längst über Umwegen nach Lich abgewanderte Weyrauch zum Präsidium des Hessischen Handballverbandes Abteilung Spieltechnik.