Mehr vereinstreue Mitglieder entwickeln – JHV 2024
(uc). Einen soliden Arbeitsnachweis lieferte der TSV 1846 Butzbach bei seiner jährlichen Hauptversammlung. Die Frage, wofür der Verein stehe, beantwortete der Vorsitzende Michael Rüspeler direkt zu Beginn: „Für Demokratie und sportliche Gemeinschaft“. Das Problem: Vereine werden immer öfter als Dienstleister und weniger als Herzensangelegenheit angesehen – ein schwer kalkulierbares Risiko.
Nach dem Gedenken an die verstorbenen Mitglieder Rudolph Wolf, Wilfred Gratzfeld und Lis Breuer-Glasner erwähnte Rüspeler eine rückläufige Zahl an Helfern und stetig steigende Kosten. Die Bereitschaft für ein Amt lasse generell nach. Den laufenden Sportbetrieb gebe es nicht umsonst. „Wir liegen mit den Beiträgen an der unteren Grenze“, fügte er an.
Mit der später von der Versammlung genehmigten Anpassung soll es gelingen, die Infrastruktur des Vereins auf das nächste Level zu heben. Geld alleine reiche aber nicht aus. Identitätsstiftende Aktionen um überzeugte TSV-ler zu formen, seien sehr wichtig und es gebe sie noch, so Rüspeler weiter. Beispielhaft nannte er den Kinderfasching, die TSV-Gruppe beim Festumzug der Stadt, den gewonnenen Kulturpreis der Stadt, die Jubiläen zweier Abteilungen in diesem Jahr, die Auszeichnung der eigenen Festschrift sowie Homepage, Newsletter und Social-Media. Der Klub müsse das Ganze im Auge behalten, wieder mehr ein Dach über den Abteilungen ausbreiten, um vereinstreue Mitglieder zu entwickeln. Zu diesem Zweck habe der Vorstand Paten für jede Abteilung als Integrationsfiguren benannt, um den Austausch zu stärken.
Ein Lächeln auf die Gesichter zauberte Ulrike McChesney. Mit ihrer kürzlichen Wahl zur Tischtennis-Chefin hat sie eine vakante Position besetzt und gleich das TT-Vorstandsteam mit Nachwuchsleuten aufgefüllt– ein großartiges Signal, das mit einem Tischtennis-Rückblick auf der Leinwand illustriert wurde. Bernard Smith eilte durch seine Präsentation der Basketballer, berichtete von mehreren Meistertiteln im Jugendbereich und von der gelungenen Blutspendenaktion DKMS, mahnte aber auch Personalmangel an. Seine Truppe sei im Jahr des 50-jährigen Bestehens an der Belastungsgrenze. Ähnliches beschrieb Martin Calling von der Handball-HSG. Im Jugendbereich seien die Mädchenmannschaften noch erfolgreich gewesen, Jungs fehlten aber gänzlich und für Erwachsene würden schwierige Zeiten anbrechen. Anlass genug, um die Handballsparte nach einer Fehleranalyse neu auszurichten. Ganz im Zeichen des 50. Abteilungsjubiläums sieht Stella Rabe ihre Volleyball-Gruppe. Am 29. Juni steige eine Party am Ostbahnhof, wahrscheinlich mit den Basketballern gemeinsam, die ebenso „50 werden“. Den sportlichen Exkurs ins französischen Peu beschrieb sie als vollen Erfolg. Was Gruppen und Vielfältigkeit angeht, bleibt die Turnabteilung das Flakschiff. Katja Przybille berichtete von einem „ruhigen Jahr“ mit Frühlingsfest, Showtanzgruppe Remix und Rope-Skipping. Besonders stolz sei man auf die abgelieferten Bühnen-Acts in der Alten Oper Frankfurt.
Reinhard Auer bestätigte nachlassende Vereinsidentifikation. Ein- und wieder Austritte seien inflationär. Das Mietglied im Allgemeinen sei mehr Konsument als aktiver Gestalter geworden. Ein zentraler Fehler im System. Zurzeit zähle man 2.160 Mitglieder. Die Hauptkasse sei top geführt bestätigte Prüfer Christian Eschenbrenner. In den Hauptvorstand wiedergewählt wurden Anja Gans (Schriftführerin), Katja Przybille-Walkembach und Dr. Thomas Buch (beide stellvertretende Vorsitzende), ehe sich zahlreiche Ehrungen für langjährige Mitglieder anschlossen.
Fazit: der TSV bleibt zunächst ein ehrenamtlich geführter Verein – aber wie lange noch? Auf die Sportvereine insgesamt und den TSV im Speziellen kommt in den nächsten Jahren diesbezüglich viel Arbeit zu, da war sich Rüspeler in seinem Schlusswort sicher. Pläne für ein Junior-Vorstandsteam lägen schon bereit. Die Nachwuchssportler müssten sich wieder mehr mit dem Heimatverein identifizieren. Dies gehe nur bei aktiver Mitgestaltung.