Folge 8 – Torhüter haben Kultstatus

Torhüter wie Kovac, Griesmann oder Michel haben im Butzbacher Handball Kultstatus

(uc). Wenn von der Bank der Satz kam: „Nummer sieben iss sisch Bomber, müsse wir decke“, war jedem der Butzbacher Spieler klar, welcher Stürmer des Gegners besonders abgeschirmt werden sollte. Und vor allem war klar, wer zu diesem Zeitpunkt beim TSV das Kommando gab: Der Trainer und frühere Ausnahme-Torhüter Zdenko Kovac. In 100 Jahren Handball haben es nur wenige Protagonisten in der Wetterau zum Kultstatus gebracht. Torhüter wie der gebürtige Kroate gehören zweifelsohne dazu.


Torhüter Zdenko Kovac Mitte der 1970er Jahre im Trikot des TSV Butzbach

Der Teufelskerl aus dem jugoslawischen Virovitica glänzte mit einer Mischung aus osteuropäischer Gelassenheit und unbedingtem Siegeswillen Anfang der 1970er Jahre im Butzbacher Kasten. Seine artistischen Paraden hatten maßgeblichen Anteil an zahlreichen Erfolgen. Im Finalspiel von Rüsselsheim „entschied er das Fernduell mit Fuldas Nationaltorhüter Ulli Schaus klar für sich“, so zumindest der Pressetext im Jahr 1973. Dabei kommt Kovac mit seinem Sprachmix aus Kroatisch und Hessisch auch heute im Rentenalter noch cool und authentisch rüber, wenn man ihn in der Altstadt in einem der Straßencafes trifft und über die alten Zeiten plaudert. Im Sommer 1977 verließ er nach sieben Jahren den TSV Butzbach und wechselte in die eingleisige Bundesliga zur SG Dietzenbach. Wer wollte es ihm damals verdenken. Es verging eine ganze Dekade, bis er wieder beim TSV anheuerte. Und als Trainer der Männermannschaft hatte er für die Bezirksligasaison 1987 eine Geheimwaffe im Gepäck, die er immer in der Halbzeitpause auftischte: Ein Fläschchen heißen Slivovic. Der Zwetschgen-Brand aus Osteuropa machte müde Beine im zweiten Spielabschnitt munter und sicherte mutmaßlich einige Punkte.


Torhüter, die in Butzbach Spuren hinterlassen haben im Jahr 1985: Links Ralf Griesmann und rechts Arnold Michel.

Fröhliche Abnehmer des ungewöhnlichen „Dopings“ waren zu diesem Zeitpunkt bereits Kovacs Nachfolger im TSV-Tor, die ebenfalls Spuren im Lauf der Geschichte hinterlassen haben. Mit raumgreifenden Bewegungen im Sechsmeterkreis stellte Ralf Griesmann Ende der 1980er Jahre oft ein unüberwindliches Hindernis dar. Er kaufte zahlreichen Schützen aus der kurzen Distanz den Schneid ab und parierte mit seinen Reflexen auch immer wieder Strafwürfe. Wie der „Griesi“, so konnte auch Arnold Michel, genannt „Speisi“, als Schlussmann das Butzbacher Bezirksligateam von hinten heraus dirigieren. Er spielte an Fasching schon mal den Balu im Dschungelbuch und baute sich auch im TSV-Tor öfters bärenstark auf, um zahlreiche Würfe abzuwehren. Hilfreich war sicher auch seine höherklassige Erfahrung, die er zwischendurch im Regionalligateam des HC Büdingen sammelte. Ein weiteres Butzbacher Torhüter-Original ist Rolf Heddrich. Seine gelassene Art gab der Deckung großen Rückhalt und sein Engagement im Ehrenamt als Vorstandsmitglied und unermüdlicher Helfer sind unvergessen.


Langjähriger Torhüter, Vorstandsmitglied und ehrenamtlicher Helfer im Jahr 1989: Rolf Hedrich

Stenko Kovac schlug unter der Fahne der HSG Kirch-/Pohl-Göns/Butzbach im Jahr 2006 ein drittes Kapitel auf. Als Trainer der zweiten Männermannschaft hatte er ebenfalls Erfolg. Seine Spieler nannten sich selbst in Anlehnung an das bevorzugte Schuhwerk des Trainers „Badelatschen-Jünger“ und huldigten ihm auch mit diesem aufgedruckten Slogan auf den Aufwärmshirts.